Theodor Fontane hat sich in seinem literarischen Werk von Beginn an mit der Transformation der industriellen Gesellschaft befasst.
Die scheinbar harmlosen Gesellschaftsporträts seiner Romane weisen die Spuren einer neuen Zeit auf: Gespräche werden von Telegrammen unterbrochen, Spaziergänge führen an Fabrikschloten vorbei, am Rand der Kleinstadt wächst die neue chemische Industrie. „Theodor Fontane und die industrielle Moderne“ ist ein Vortrag zu diesem Thema überschrieben, den Dr. Till Breyer (Ruhr-Universität Bochum) am Freitag, 11. Oktober, 19 Uhr im Stadtarchiv (Märkische Straße 14) hält. Der Eintritt ist frei.
Fontane war kontinuierlich mit der Frage beschäftigt, wie sich die Produkte und Medien der Moderne in einen Roman hineinziehen und erzählen lassen. Dabei zeichnet sich die tiefe Krisenhaftigkeit jener Ordnung ab, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts als ‚Kapitalismus‘ bezeichnet wird. Fontanes literarische Antworten auf diese Entwicklung führen von jugendlichen Arbeiten, in denen sein Erzähler in die Gewölbe englischer Baumwollspinnereien hinabsteigt, bis hin zu den späten Romanen wie „Der Stechlin“, die eine andere Strategie verfolgen: Die industrielle Moderne wird nicht mehr unmittelbar abgebildet, sondern rückt als hochgradig vermitteltes und ambivalentes Geschehen in den Blick.
Dr. Till Breyer ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Institut der Ruhr-Universität Bochum. Zuletzt veröffentlichte er „Chiffren des Sozialen. Politische Ökonomie und die Literatur des Realismus“, Wallstein 2019.
Eine Veranstaltung des Fritz-Hüser-Instituts in Kooperation mit dem Stadtarchiv.