Die evangelische Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde, die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache und die Fanbeauftragten von Borussia Dortmund laden ein zum Gedenken an die Deportation von 791 jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern 1942 an das Mahnmal neben dem ADAC-Häuschen an der Ruhrallee auf dem Conti-Gelände (Parkplatz als Verlängerung der Eintrachtstraße) am 28. April um 18 Uhr. Repräsentanten der Stadt mit Oberbürgermeister Ulrich Sierau, der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, der evangelischen Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde, der St. Bonifatiusgemeinde und der Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) sowie die Fanbeauftragten des BVB, des Fan-Projekts Dortmund e.V. und der BVB Fan- und Förderabteilung werden dabei sein.
Unser jährliches Erinnern ist ein wichtiger Beitrag gegen das Vergessen und Ausdruck für das tief empfundene Mitgefühl für die Opfer. Es ist auch ein wichtiger Beitrag für unsere heutige Demokratie, die sich deutlich von den menschenrechtsverachtenden Handlungen des Unrechtsregimes des Nationalsozialismus distanziert und die Verantwortung und das Bewusstsein für diese eigene Geschichte wachhält. Dies geschieht seit mehreren Jahren auch durch Gedenkstättenfahrten in die Region Lublin, die im Rahmen der Fan-Arbeit beim BVB zusammen mit dem Fan-Projekt Dortmund e.V. und in Kooperation mit der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache durchgeführt werden. Die Beiträge aus dieser Erinnerungsarbeit folgen den Spuren der Menschen aus Dortmund, erkunden deren Schicksal und verknüpfen so die Ebene lokaler Verfolgung mit dem Massenmord im heutigen Ostpolen. Die BVB-Gedenkstättenfahrt findet in diesem Jahr zum vierten Mal statt, die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache bietet diese Fahrt erstmals auch für Nicht-Fans an.
Am 28. April erinnern wir uns schmerzhaft an die Deportation von 791 jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern 1942 – vor jetzt 75 Jahren. Ende März 1942 informierte die Gestapo-Stelle Dortmund die Verantwortlichen der Städte und Kreise im Regierungsbezirk Arnsberg über die geplante Deportation nach Zamo??. Über 50 Kommunen stellten Deportationslisten zusammen und schickten ihre jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ins Sammellager – in Dortmund die Turnhalle des Sportvereins Eintracht Dortmund an der heutigen Eintrachtstraße/Ruhrallee. Der größte Teil der betroffenen Juden erreichte am 28. April das Sammellager. Staatspolizei und Schutzpolizei übernahmen die Bewachung für die zwei Tage bis zur Abfahrt am 30. April vom nicht weit entfernten Dortmunder Südbahnhof. Eine Stimme spricht von „fürchterlichen Strapazen“ in diesen beiden Tagen, die als Hinweise auf eine unerträgliche Enge in der Halle, auf die hygienischen Verhältnisse oder auch auf die physischen Gewalttaten durch die Bewacher angesehen werden können. Mit der beginnenden nationalsozialistischen Vernichtungspolitik bedeutete die Fahrt nach Zamo?? für die 791 jüdischen Männer, Frauen und Kinder den Tod. Fast alle starben bis zum Ende des Jahres, annähernd die Hälfte der Deportierten wurde in den Lagern Bel?ec und Sobibor ermordet. Ein letztes Lebenszeichen der deportierten Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg in Form einer Postkarte stammt vom 27. April 1943 – der Absender ist vermutlich im Sommer 1943 ermordet worden.