„Eigentlich ist es kein Kloster, und die Franziskaner sind keine Mönche.“ Dies war nicht der einzige interessante Satz von Bruder Klaus Albers, der die Gäste erstaunt aufhorchen ließ. Rund 30 Besucher/innen waren der Einladung zum „Klönen im Kloster“ gefolgt. Und der Franziskaner gewährte den wissbegierigen Gästen dazu einen ungewohnten Einblick hinter die Klostermauern und in die gemeinschaftliche und alltägliche Lebenswelt des Ordens – mitten in der Stadt.
„Wir sind eine Bruderschaft“, so Klaus Albers, der sich außerhalb des Gottesdienstes stets ohne Kutte zeigt. „Und im Geiste der Lehren des Franziskus von Assisi gingen die Brüder immer dorthin, wo Not und Bedarf war.“ Im Falle Dortmunds war das – nach einer fast hundertjährigen Abstinenz im 19. Jahrhundert – insbesondere die Seelsorge der polnischen Arbeiter im Ruhrgebiet. Die Geschichte des Ordens in der Stadt reicht jedoch viel weiter zurück. Das belegen nicht nur Straßennamen, sondern auch das berühmte Goldene Wunder von Westfalen in der evangelischen Petri-Kirche, das ursprünglich die alte Klosterkirche der Franziskaner schmückte.
Die Besucher/innen erfuhren von den umfangreichen Aufgaben der Bruderschaft: Neben der Seelsorge, der Mission und der Betreuung der älteren Brüder, gehört hierzu insbesondere das karitative Frühstücksangebot „Jordan Treff“ im renovierten Keller des Hauses – benannt nach dem beliebten Bruder Jordan Mai. Zwischen 40 und 80 Mahlzeiten werden dort ausgegeben, jeder Bedürftige sei als Gast willkommen. Bruder Klaus berichtete aber auch von den Nachwuchssorgen. Denn es kämen bei weitem nicht genügend junge Brüder nach, um die Gemeinschaften langfristig zu tragen. Dabei klingt der Alltag eines Franziskaners heutzutage gar nicht weltfremd: „Jeder hat seine Aufgaben, wir haben Email, fahren bei Bedarf Auto, trinken schon mal ein Bier zusammen und treffen uns zum Fernsehen.“
Die Eindrücke der rund einstündigen Führung mit Blick hinter die Klostermauern zeigten Wirkung auf die Teilnehmenden, was sich in vielen interessierten Nachfragen widerspiegelte. Martin Eder vom Planerladen e.V., der das Event im Rahmen von Dortmund all inclusive in Kooperation mit der Koordinierungsstelle „Nordwärts“ organisiert hatte, freute sich über den großen Zuspruch. „Wir wollen Sie mit diesen Events überraschen und Sie einladen, neugierig zu bleiben und mit offenen Augen durch Ihre Stadt zu gehen.“ Denn mit Offenheit und Neugier könnten Vorurteile überwunden werden, als Schlüssel zur Solidarität innerhalb der vielfältigen Stadtgesellschaft.
Nächste Events in der Reihe
Die Veranstaltungsreihe geht zunächst mit viel Musik weiter: Am 25. März lädt Dortmund all inclusive zu einer „Musikalisch-kulinarische Weltreise“ ins Haus der Vielfalt und am 1. April besteht die Möglichkeit, in der Zeche Hansemann die karibische Steelpan selbst anzuspielen.
Hintergrund
Dortmund all inclusive ist ein Projekt des Planerladen e.V. im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik, eingebettet in die Nordwärts-Strategie der Stadt Dortmund. In Kooperation mit der Stadt und Akteuren vor Ort organisiert der Planerladen e.V. Begegnung und Austausch zwischen Menschen aus unterschiedlichen Stadtteilen und Lebenswelten in Dortmund, stellt die Stärken der verschiedenen Stadtteile heraus und fördert die Solidarität und den Zusammenhalt in der gesamten Stadt.